so-sollte-der-motivwagenBeschlossen und verkündet: Er fährt nicht! Für den Charlie-Hebdo-Wagen ist kein Platz im fröhlichen kölschen Fastelovend. Zu ernst, der Wagen im Spaßkarneval sei dem Opfer der französischen Cartoonisten nicht angemessen. Man sei in erster Linie Karnevalist und nicht Satiriker, lässt sich Zugleiter Kuckelkorn zitieren. Dabei entlarvt sich der Tenor “Die Freiheit und Leichtigkeit des Karnevals solle nicht gestört werden” auf Anhieb als nichts anderes als das feige Zurückweichen vor dem Extremismus, war doch der Kölner Karneval von jeher auch Bühne politischen Statements durch satirische und oft auch böse Motivwagen und durch die scharfzüngige politische Büttenrede, die das Salz in der Suppe des oftmals eher fragwürdigen Saufens und Grölens mit Namen Karneval ist. Und gehen nicht sogar die militärischen Kostüme der zahlreichen Musketen bewehrten Garden, egal, ob im Kölner, Düsseldorfer oder Mainzer Karneval, auf die satirische Verballhornung der französischen bzw. später preußischen Besatzung im 19. Jahrhundert zurück? Damals war man fantasievoll und vor allem mutig genug, militärische Unterdrücker mit Mitteln der Satire zu verspotten, im modernen Kölner Karneval scheinen nur noch Flickenclowns und Tanzmariechen willkommen zu sein.

Aber die Begründung des Stopps mit der vorgeblichen Anstößigkeit des satirischen Wagens wird von den Bedenkenträgern selbst nicht lange durchgehalten. Man hat Angst vor der eigenen Courage bekommen, ist die wirkliche Botschaft, obwohl das Motto des Wagens deutlich nicht antireligiös ist, sondern pro Presse- und Meinungsfreiheit. Aber man nehme die Sorgen der Bürger ernst, die um die Sicherheit des Zuges fürchten, ist zu hören und zu lesen. Und in der Tat ist vielen Meinungsäußerungen zu dem Thema eine Ablehnung des Wagens zu entnehmen. Es sei doch schon genug passiert, ist da zu lesen gewesen, und man beschwöre ein Sicherheitsrisiko herauf.

Na, großartig, Herrschaften! Der bequeme kölsche Wutbürger fürchtet um die Behaglichkeit seines karnevalistischen Treibens! Er möchte “ohne Sorgen einen fröhlichen Karneval erleben”! Millionen Franzosen sind auf die Straße gegangen, und das nicht in einer herbeigeredeten, sondern einer sehr realen Bedrohungslage, um für das universelle Menschenrecht auf freie Rede zu demonstrieren. Und “Je suis Charlie” klopfte sich selbstredend auch der solidarische Kölner stolz auf die Brust. “Arsch huh und Zäng usseinander” schallt es bei jeder Gelegenheit medienwirksam inszeniert daher. Aber nur bei einem gepflegten Kölsch und nur aus der sicheren Deckung, bitteschön! Zu faden Lippenbekenntnissen verkommen, so empfinde ich dieser Tage die Aufrufe aus Politik und Gesellschaft zu Solidarität und Zivilcourage! Wer aus Angst vor den Konsequenzen auf sein Recht auf freie Rede verzichtet, hat nicht verdient, es zu besitzen! Und wem das Leben in einer freiheitlichen Gesellschaft zu gefährlich ist, der sollte am besten zu Hause bleiben!

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