Vor ein paar Tagen leicht gekürzt als Leserbrief im Kölner Stadtanzeiger, heute ungekürzt im Schreiberlein-Blog: Meine Meinung zur Absage des Braunschweiger Karnevalsumzuges und das allgemeine Zurückweichen vor dem Extremismus.

Was tun, wenn religiöser Extremismus die eigene Lebensweise bedroht? Allen Beteuerungen zum Trotz, man werde vor dem Terror nicht zurückweichen und die Antwort müsse mehr Offenheit und mehr Demokratie sein, scheint unsere Zivilgesellschaft zurzeit nur eine Reaktion auf religiös motivierte Mordanschläge und Terrordrohungen zu kennen: Zurückweichen, Parieren, Kopf einziehen. Versammlungsverbote für Demonstrationen in Dresden, Rückzug eines Mottowagens beim Kölner Karneval, jetzt die Absage des Braunschweiger Karnevalsumzuges. Aus Sicherheitsgründen. Aber nicht Sicherheit, sondern Freiheit ist unser höchstes Gut! Diese gilt es zu verteidigen!

Oder wollen wir wirklich ein Land, in dem wir unsere Feste nicht mehr feiern dürfen wie sie fallen, weil es irgendjemand für zu gefährlich hält? In dem wir nicht mehr laut lachen dürfen, weil sich irgendjemand provoziert fühlen könnte? Was kommt danach? Dass sich Frauen nicht mehr kleiden dürfen wie sie wollen, weil religiöse Männer in Kleidern behaupten, dass sei nicht gottgefällig? Dass wir unser Verhalten nach den höchst zweifelhaften Moralvorstellungen eines wie auch immer gearteten Klerus auszurichten haben? Dass nur noch etwas gesagt, veranstaltet, gedruckt oder gesendet wird, nachdem es zuvor von einer staatlichen oder religiösen Zensur für unbedenklich erklärt wurde?

Schon wird laut gefordert, man dürfe die Gläubigen nicht provozieren, indem man sich über sie lustig macht. Das sei ehrverletzend. Selbstzensur und Denkverbote greifen um sich. Unantastbarkeit ausgerechnet für die Religionen? Rücksichtnahme ausgerechnet auf die, die seit Jahrhunderten und Jahrtausenden die Rechte des Individuums mit Füßen treten und den Willen und die Gedanken der Menschen in Ketten legen? Nein! Kein Fußbreit dem klerikalen Faschismus! Und dabei beziehe ich ausdrücklich sämtliche Glaubensrichtungen mit ein, egal, ob Christ, Moslem, Jude, Buddhist oder Jedi.

Ich jedenfalls habe keine Lust auf ein Dasein hinter Klostermauern. Wir haben nur dieses eine Leben, ob es den Gläubigen nun passt oder nicht. Und es gibt durchaus Leute, die nicht dem törichten Glauben auf ein Leben nach dem Tod in einem sogenannten Paradies nachhängen, sondern mit einem im Diesseits in Selbstbestimmung, Frieden und Freiheit gelebten Leben vollkommen zufrieden sind und sich dieses eine Leben weder von Gewalttätern, noch von Moralaposteln oder Bedenkenträgern diktieren lassen wollen!

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