Die Namen der Figuren spielen in einer Parodie eine wichtige Rolle. Für sie gelten andere Regeln, als für gewöhnliche Namen in ernsthaften Geschichten. Sie sollen originell sein, wenn möglich witzig, und sie sollen Rückschlüsse auf die Figur in der Originalvorlage ermöglichen. Sprich: Es muss erkennbar sein, welche Figur parodiert wird.

Wie entsteht denn nun ein Name in einer Parodie? Verfolgen wir zur Aufklärung dieser Frage kurz ein Gespräch, das ein befreundeter Journalist kürzlich mit einer der Darstellerinnen für die Klatschkolummne des ›Guess What‹ geführt hat:

Journalist: “Hallo, schön, dass Sie hier sind, Madam K…”
Gast: “Oh, nennen Sie mich Pupsi, bitte.”
Journalist: “Hm, ja, dann also “Pupsi”. Setzen Sie sich doch bitte. Ich bin Alex.”
Pupsi: “Freut mich, Alex.”
Alex: “Pupsi, was unsere Leser sicherlich interessiert, ist, wie Sie an Ihren doch etwas ungewöhnlichen Namen gekommen sind. Erzählen Sie uns: Wie ist das zugegangen?”
Pupsi: “Eigentlich müssten Sie das meinen Autor fragen. Der wird es im Zweifelsfall am Besten wissen.”
Alex: “Ja, schon, aber Einiges werden Sie uns doch bestimmt auch sagen können.”
Pupsi: “Okay, Alex. Ich versuch’s einfach mal. Also, meine Namenspatronin, das dürfte allgemein bekannt sein, ist Madam Hooch, die Fluglehrerin von Hogwarts.”

Alex: “Insofern haben Sie ja wenigstens den gleichen Job behalten.”
Pupsi: “Klar, der Leser sollte mich ja auch wiedererkennen. Da mein Charakter vom dem des Originals ziemlich abweicht (schmunzelt), musste zumindest beim Namen und bei der Funktion die Ähnlichkeit erhalten bleiben. Der Ansatz bei der Verballhornung von Namen kann ja sehr vielfältig sein. Je stärker die Ähnlichkeit erhalten bleiben soll, desto mehr muss man auf solche Dinge wie Anzahl der Silben, Anfang, Endung und Sprachklang achten.”
Alex: “Das war ja schon ein mittlerer Vortrag, Pupsi. Ursprünglich war für Sie ein anderer Name vorgesehen. Ist das richtig?”
Pupsi: “Stimmt. Der ursprüngliche Entwurf sah ‘Madam Huch‘ vor. An sich kein schlechter Gedanke. Die Ähnlichkeit Hooch/Huch drängt sich ja fast auf. Der Name hat die gleiche Anzahl von Silben, beginnt gleich und hat, allerdings nur in der geschriebenen Form, die gleiche Endung.”
Alex “Passt aber irgendwie nicht zu Ihrem Charakter.”
Pupsi: “Sie sagen es, Alex. Genau deswegen ist mein Autor auch auf den Trichter gekommen, sich für mich was Neues auszudenken. Zunächst hatte er noch versucht, den Entwurf mit Huch zu retten, indem er einen passenden Vornamen dazu findet. Die Madam Hooch des Originals hat ja, wenn ich mich recht erinnere, gar keinen Vornamen. Aber da ich ein, naja, etwas volksnäherer Charakter bin, dachte er, ein Vorname stünde mir ganz gut zu Gesicht. Bei pardodierten Namen kann eine zueinander passende Kombination aus Vor- und Nachnamen ja auch eine gewisse Komik beinhalten. Er hat sich da auch ein paar ganz putzige Kombinationen einfallen lassen.”
Alex: “Die da wären?”
Pupsi: “Eine Idee war Discobes Huch. Das fand ich nicht schlecht. Oder, wie wär’s mit Putschvers Huch?”
Alex: (lacht)
Pupsi: “Ja, zwar ganz originell, aber der Vorname alleine wäre etwas sperrig auszusprechen gewesen. Naja, schlussendlich hat er dann nach Alternativen gesucht. Der nächste Ansatz war, nach Namen zu suchen, die der Aussprache nach den gleichen Klang am Ende haben. Da sich Hooch ja an sich nicht wie Huch, sondern wie Huutsch ausspricht, sollte es dann also etwas sein, was auf usch oder utsch endet. Wenn man nur diese Silbe sieht, fallen einem erstmal Wörter ein, bei denen der Vokal kurz ausgesprochen wird. Zum Beispiel Husch, Kusch, Putsch, Rutsch. Aus letzterem entstand dann die Idee, eine Vor-, Nachnamenkombination mit Rutsch zu bilden.”
Alex: “Mit welchem Ergebnis? Erd Rutsch? Berg Rutsch?”
Pupsi: (lacht) “Ja, genau. Sie würden einen guten Namenserfinder abgeben. Aus ein paar anderen Kombinationen hätten sich auch prima anzügliche Varianten ergeben.”
Alex: “Zum Beispiel?”
Pupsi: (errötet) “Naja, also, eigentlich…”
Alex: “Na, kommen Sie schon. Für unsere Leser.”
Pupsi: “Okay, da wäre dann zum Beispiel Rein Rutsch oder Rüber Rutsch oder solche Sachen.”
Alex: (lacht) “Ist doch gar nicht schlecht, oder?”
Pupsi: “Ja, schon, aber in der Praxis ergibt sich auch dabei wieder mal das Problem eines brauchbaren Vornamens, der auch für sich allein stehen kann. Rein oder Rüber, das ist irgendwie ja nicht so toll.”
Alex: “Und dann kam die Eingebung mit Knutsch.”
Pupsi: “Ja. Auf das Naheliegendste kommt man oft erst zum Schluss. Schon komisch, nicht? Knutsch hat die richtige Endung, den richtigen Klang und sogar noch einen guten Bezug zu meinem Charakter.”
Alex: “Bleibt noch der Vorname.”
Pupsi: “Richtig. Allzu viele schöne Kombinationen gibt’s nicht mit Knutsch. Zumindest sind meinem Autor nicht viele eingefallen. Eine Idee war Dauer Knutsch. Eine andere Herumge Knutsch. Alles viel zu sperrig.”
Alex: “Und wie kam es dann zu Pop… äh … Puh…”
Pupsi: “Poopsiemoogliegoo? Ganz einfach: Fantasy-Namegenerator.”
Alex: “Ah, ja, so geht’s natürlich auch. Madam Knutsch…, Verzeihung, Pupsi, ich danke Ihnen für dieses aufschlussreiche Gespräch.”
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