„Es heißt nicht Heinrich, sondern Harald Töpfer.“ Mehr oder weniger nachdrücklich höre ich diesen Satz, seit Freunde von mir und ich bei Unterhaltungen über Harry Potter erstmals den Namen Heinrich Töpfer in den Mund nahmen. In der Tat besteht alles andere als Einigkeit, was die richtige Übersetzung des Namens Harry Potter angeht.

Unabhängig davon, dass mir die Kombination Heinrich Töpfer einfach besser gefällt und dass sie sprachlich besser klingt als Harald Töpfer, lassen sich auch echte Argumente für die eine oder die andere Fraktion finden. Stöbern wir in den Winkeln des World Wide Web und gehen gemeinsam auf Recherche…

Beim Nachnamen gibt es nicht viel zu Streiten: Potter gleich Töpfer. Punkt.

Schaut man nach dem Vornamen, fällt auf, dass einem auf Harry Potter-Fansites und in Fanforen häufiger die Wendung Harald Töpfer begegnet, wenn Leute scherzhaft über Harry Potter schreiben. Für das deutsche Ohr ist die Ähnlichkeit von Harald zu Harry wahrscheinlich naheliegender als von Heinrich zu Harry. Ehrlich gesagt habe auch ich früher rein intuitiv eher zu Harald tendiert. Insgesamt spuckt Google zur Suchphrase „Harald Töpfer“ 739 Treffer aus und zu „Heinrich Töpfer“ nur 622. Eins zu null für Harald.

Außerdem gibt es einen ziemlich bekannten deutschen Namenspatron für die Harald-Fraktion. Wen meine ich wohl? Richtig: Harald „Dirty Harry“ Schmidt. Wenn Harald Schmidt als Dirty Harry durchgeht, erübrigt sich doch jede weitere Diskussion, oder? 😀 Zwei zu null für Harald.

Aber so einfach ist es nicht. Wenn man sich mit den Vornamen näher beschäftigt, kann man nämlich echt ins Grübeln kommen. Weitgehend Einigkeit herrscht darin, dass Heinrich die deutsche Version von Henry ist (oder umgekehrt). So sind ja auch die diversen englischen Könige Henry I – VIII im Deutschen bekannt als König Heinrich der Fünfte, Heinrich der Achte und so weiter. Und wenn Heinrich die deutsche Version von Henry ist, wie kann sie dann die Übersetzung von Harry sein?

Was sagen die Vornamenbücher und die diversen Websites, die jungen Eltern bei der Vornamenfindung für ihre Stammhalter behilflich sind? Quellen gibt’s übrigens etliche. Eine ganz gute Adresse ist beispielsweise www.vornamenarchiv.de oder www.rund-ums-baby.de (putzig, nicht? :D). Erste Erkenntnis: Die englische Entsprechung von Harald ist nicht Harry sondern Harold. Zweite Erkenntnis: Harry ist eigentlich kein unabhängiger Vorname, sondern, und jetzt kommt’s, eine Kose- oder Nebenform des englischen Henry (ähnlich wie Tom als Nebenform zu Thomas oder Chris als Nebenform zu Christopher).

Ein prominentes Bespiel gefällig? Wer kennt ihn nicht: Prinz Harry, den britischen Partyprinzen und Zweitgeborenen des Ex-Traumpaars Charles und Diana. Der Taufname des Prinzen Harry ist: Henry Charles Albert David Mountbatten-Windsor (Quellen: Offizielle Website des britischen Königshauses und ein deutschsprachiger Artikel in der Wikipedia). Punkt für Heinrich, würde ich sagen.

Es gibt ein weiteres bekanntes Beispiel. Und dieses Beispiel, für die Frage der Übersetzung eines Namens nicht ganz unwesentlich, ist ein deutsches Beispiel. Passenderweise jährt sich gerade heute, am 17. Februar 2006, zum 150. Mal der Todestag des großen deutschen Dichters Heinrich Heine. Und der Geburtsname dieses Mannes war… Harry Heine (Quellen: auch hier ein Artikel aus der Wikipedia sowie des Heinrich-Heine-Portals).

Beweisführung abgeschlossen. Aber ich will hier keinen Kreuzzug wider die Verwendung der Kombination Harald Töpfer führen. Ein jeder soll nach seiner Fasson glückselig werden, oder wie das heißt. Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass sich für beide Varianten durchaus Argumente finden lassen und das es wahrscheinlich kein wirkliches richtig oder falsch bei dieser Frage gibt. Oder wissen Sie es besser? Kennen Sie Quellen, die die eine oder die andere Annahme bestätigen oder entkräften? Ich bin für Beiträge zu dieser Frage durchaus aufgeschlossen. Schreiben Sie mir.


Kommentare

4 Antworten zu „Heinrich vs. Harald“

  1. Ich fühle mich an meine Schulzeit erinnert. Hegel, ick hör dir trapsen 😀

    Wobei die Synthese trotz diplomatischer Formulierung eindeutig folgendes anklingen lässt: „Ihr Harald-Vertreter-Pappnasen, denkt was Ihr wollt. Ich hab‘ ja doch recht“

    What ever, sehr informativ das Ganze. Henry Mountbatten-Windsor? Hab‘ ich noch nicht gewusst, gefällt mir aber. „Ey, Mountbatten, komma her.“ Hört sich besser an als „His Majesty…“ By the way… schon mal Mountbatten ins Deutsche übersetzt? –> „Berglatte“
    Das lasse ich jetzt mal völlig unkommentiert hier stehen.

    Insgesamt ein unterhaltsamer Eintrag. Aber eines noch: auf solch primitive personenbezogene Schlüsselreize wie im Schlußsatz des 7. Absatzes springe ich nicht an. So billig bin ich nicht zu haben.

    Greetz, Talisker

  2. aha … wenn henry für harry steht und umgekehrt dann steht harriet auch für henriette …

  3. Stimmt haargenau, susa. Aber zugegebenermaßen verstehe ich die Zielrichtung deines Kommentars nicht ganz. Ist das jetzt eine Frage, eine Feststellung oder eine ironische Bemerkung? 😉 Naja, jedenfalls hast du recht. Henriette ist in der Tat die weibliche Form des französichen Henri, und Harriet ist die englische Entsprechung von Henriette (Quelle: http://lexikon.beliebte-vornamen.de/h-frau.htm). Voilà.

  4. Noch mal was zu Mountbatten, wo wir gerade dabei sind, über den Ursprung von Namen zu diskutieren: Mountbatten ist auch nur die englische Übersetzung von „von Battenberg“. So hieß nämlich Prinz Philip bevor er die Queen geheiratet hat – hat deutsche Vorfahren.

    Lustig ist auch: die Royals heißen erst seit WK I Windsor. Davor waren sie „von Sachsen-Coburg und Gotha“.

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